Maskiert zur Hochzeit

Das durchdringende „Chrää – kriiäär“ der Lachmöwen kündigt ein nahes Gewässer an. Überall – ob an Wilhelmshavens Südstrand oder am Bodensee – können die gewandten Flugkünste der Möwen mit den schokoladenbraunen Gesichtsmasken beobachtet werden. Ähnlich wie Seeschwalben erbeuten sie im Sturzflug ganz oben schwimmende Fischchen, wobei aber nur ihr Kopf eintaucht.

Lachmöwen sind zwischen dem 30. und dem 60. Breitengrad vom Süden Grönlands über Island und Eurasien bis hin zum östlichen Nordamerika von allen Klein-Möwen am weitesten verbreitet.

Als die früheren reinen Küstenbewohner später große Kolonien an „Lachen“ (flache Binnengewässer) gründeten, wurden sie „Lach“-Möwen genannt. In einigen Gebieten nennt man die Lachmöwe auch wohl "Rhein-, Kapuziner- oder Braunkopfmöwe".

Bevorzugte Brutgebiete sind Meeresküsten, Sümpfe, Teiche und Seen mit Schilfbeständen. Hier stehen die Nester dicht beieinander auf Schilf- und Seggenbülten (Pflanzeninseln). Ab Mitte April brütet das Paar abwechselnd auf zumeist drei olivgrünen, braungefleckten Eiern so lange, bis nach etwa 22 Tagen die Jungen schlüpfen.

Die Küken bleiben im oder beim Nest hocken und werden von beiden Eltern mit Fischen, Krebstieren, Libellen, Schnecken und Würmern gefüttert. Nach sechs Wochen können sie fliegen. Zunächst tragen sie ein dunkles Federkleid, das nach jeder Mauser hellere Federn bekommt. Im dritten Lebensjahr sind sie ausgefärbt und werden nun mit dunkler

Gesichtsmaske als Heiratskandidaten in die Kolonie aufgenommen. Hier geht es immer sehr temperamentvoll zu. Grenzstreitigkeiten mit nahen Nistnachbarn werden lautstark ausgetragen, doch gegen Feinde der Brut, wie Krähen und Igel, gehen Möwen der Kolonie mit gemeinsamen Schreiangriffen vor.

Schon im August ziehen die Lachmöwen ihr Hochzeitskleid aus, wobei die deutliche Rotfärbung von Beinen und Schnabel nachlässt und der Kopf eine weiße Färbung annimmt. Nur ein dunkler Punkt hinter den Augen erinnert noch an die dunkelbraune Gesichtsmaske.

Die mitteleuropäischen Brutvögel ziehen zum Überwintern nach Südwesteuropa oder Nordafrika. Lachmöwen, die wir hier im Winter an der Nordsee beobachten können, stammen zumeist aus Ost- oder Nordeuropa.

Lachmöwen können wie die meisten Möwen sehr schnell schwimmen. Das liegt an den Schwimmhäuten zwischen ihren Zehen. Sie waren den Menschen das Vorbild für Schwimmflossen. Bei einer Wattwanderung können die Trittsiegel (Vogelspuren) von Vögeln mit und ohne Schwimm-häuten unterschieden werden. Ornithologen erkennen an den im Schlick gut sichtbaren Vogelspuren, um welche Vogelart es sich handelt.

Franz Dreidax