Meister im Tarnen und Täuschen

Foto eines Sandregenpfeifers

Die perfekt maskierten, fast stargroßen Sandregenpfeifer nisten bei uns mit Vorliebe auf den Sand-, Kies- und Muschelstränden von Helgoland und der Nordseeinseln wie Spiekeroog und Wangerooge. Hier finden die Vögel beim Brüten aber keine Deckung vor Angriffen durch Bodenfeinde wie Füchse oder Marder und keinen Schutz vor Eierdieben. Ihre einzige Verteidigung ist die Tarnung. Beim Verstecken im offenen Gelände erweisen sich die schwarzen Linien der Kopf und Brustbinden als äußerst hilfreich, da sie die Körperumrisse verwischen. Wenn aber die Vögel sich bedroht fühlen, bleiben sie regungslos auf den Gelegen sitzen.

Die Sandregenpfeifer ziehen von April bis Juli häufig zwei Bruten auf. Dabei legt das Weibchen vier sandfarbene und durch dunkle Flecken gut getarnte Eier in eine mit dem Körper ausgeformte Brutmulde. Während der Dauer von 24 Tagen brüten beide Eltern. Die Küken verlassen als Nestflüchter bereits kurz nach dem Schlüpfen das Nest und gehen sofort selbstständig auf Nahrungssuche.

Sandregenpfeifer-Küken

 

Sie werden jedoch von den Eltern bewacht und gewärmt. Bei Gefahr stoßen die Altvögel Warnrufe aus, woraufhin sich die Jungen sogleich fest auf den Boden drücken und nahezu unsichtbar werden. Kommt der Feind dem Gelege oder den Küken aber doch zu nahe, lockt ein Elternteil mit hängenden Flügeln und humpelndem Gang den Angreifer vom Nachwuchs weg. Sobald der Verfolger von dem vermeintlich leicht zu erbeutenden, kranken Vogel aus der Nähe des Geleges der Jungvögel geleitet wurde, fliegt dieser munter auf und davon. Diese Verhaltensweise nennt man deshalb auch „Verleiten“.

 

Zeichnung eines Sandregenpfeifers

Sandregenpfeifer rennen bei der Nahrungssuche mit leicht gesenktem Kopf über kurze Strecken am Strand entlang, halten inne, horchen und beobachten mit schief gehaltenem Kopf, dann picken sie oft mehrmals hintereinander und rennen weiter. Ihre Nahrung besteht aus Käfern und anderen Insekten, Würmern, Schnecken und Muscheln. Einmal aufgescheucht, fliegen sie im Schwarm „pü – ip“ rufend ab und vollführen über dem Wasser in dichter Formation exakte Drehungen und Wendungen.

Der Rücken und der Kopf des neunzehn Zentimeter großen Sandregenpfeifers zeigen eine sandbraune Färbung, die Unterseite ist weiß. Im Brutkleid kennzeichnen die schwarze Kopfmaske, der gelborange Schnabel mit der schwarzen Spitze und das bis auf den Rücken reichende breite, dunkle Brustband die Art. Die ebenfalls orangefarbenen Beine und die im Flug erkennbare weiße Flügelbinde sind weitere Merkmale der Sandregenpfeifer. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt.

Sandregenpfeifer ziehen zwischen August und Oktober zum Überwintern an die Atlantikküste und kehren im März zurück.

Franz Dreidax, April 2010

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