Foto einer Sturmmöwe

Häufig sind es Sturmmöwen statt der vermeintlichen Silbermöwen, die sich elegant vom Wind über das Wattenmeer vor Wilhelmshaven tragen lassen, wobei auch ihre hellen Rufe „Ki–ah, klie–ju, klie–ju“ und in Erregung „skak–skak–skak“ zu hören sind. Beim Vergleich der Flugbilder fällt dann aber ein erheblicher Größenunterschied zwischen den beiden Arten auf. Sturmmöwen werden deshalb auch als „Kleinausgaben“ der Silbermöwen bezeichnet. Mit einer Flügelspannweite von etwa 104 Zentimetern und einer Körperlänge von 43 Zentimetern gehören sie zu den mittelgroßen Möwen.

Obwohl Sturm- und Silbermöwen ein ähnliches Federkleid mit silbergrauem Mantel tragen, erscheinen sie nahe besehen so unterschiedlich wie Greifvögel und Tauben. Im Gegensatz zur markanten Silbermöwe wirkt die Sturmmöwe mit ihrem rundlichen, weißen Kopf, den dunklen Augen und dem schwachen grünlichen Schnabel „sanft“. Weitere Merkmale sind die gelbgrünen Beine sowie schwarze Flügelspitzen, die den weißen Schwanz überragen.

Foto einer Sturmmöwe

Da sie bei Sturmgefahr weit ins Binnenland hinein ausweichen und dort in großen Schwärmen Weiden und Wiesen bevölkern, erhielten sie den Namen Sturmmöwen.

Sie brüten häufig in kleinen Kolonien von fünf bis fünfzig Paaren auf Inseln, Landzungen, Sümpfen und in weiten Hochmooren. Hier bevorzugen sie übersichtliche Plätze mit niedrigem Pflanzenbewuchs, um Bodenfeinde wie Marder und Füchse früh zu sehen, die dann gemeinsam mit kreischendem „skrii, skrii…“ vertrieben werden. Im Mai legen Sturmmöwen in ein einfaches Bodennest zwei bis drei Eier, aus denen nach etwa 23 Tagen die Jungen schlüpfen.

Foto einer Sturmmöwe mit ihren Küken auf einer Wiese

Anfangs stecken die Altvögel ihren Kindern das Futter noch in den Schnabel, später legen sie es vor ihnen auf den Boden. Als findige Allesfresser lassen Sturmmöwen Schalentiere aus der Luft auf den Strand fallen, um sie zu knacken und suchen dort auch nach angespülten Fischen und Wasserpflanzen. Sie folgen ausdauernd Fischkuttern wegen des ins Meer zurückgeworfenen Beifangs sowie Landwirten beim Pflügen, um Würmer, Engerlinge und Mäuse zu erhaschen. Auch fressen sie Getreide und Beeren.

Zeichnung zweier Sturmmöwen

Die Jungvögel sind nach sechs Wochen flugfähig und tragen ein bräunliches Jugendkleid, wobei ihre schwarze Schwanzbinde besonders auffällig ist. Im dritten Lebensjahr legen sie ihr Jugendkleid ab, suchen sich Partner und beginnen in der Kolonie ebenfalls zu brüten. Sturmmöwen sind in Nord- und Mitteleuropa weit verbreitet. Die ursprünglichen Küstenvögel haben das Binnenland in den letzten fünfzig Jahren bis zu den Alpen hin erobert. Manche Sturmmöwen verbringen den Winter in Gemeinschaft mit den etwas kleineren Lachmöwen in Städten oder ziehen nach Südeuropa bis Nordafrika.

Franz Dreidax

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