Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)

nutzt Häuser als Brutfelsen

 

Als Gebirgsvogel sucht der Hausrotschwanz auch auf dem flachen Land Nistfelsen und findet sie an und in Häusern. Mauern werden zu Felswänden, in deren Nischen, Spalten und Öffnungen er sein Nest bauen kann. Aber auch Fenstersimse, Markisen, Carports, Schuppen, Dachgebälk, Holzstöße oder halboffene Nistkästen kommen dafür in Frage. Diese Kulturfolge brachte dem kleinen Vogel den Namen Hausrotschwanz ein.

In den Alpen kommt die Vogelart noch über der Baumgrenze von 3000 m Höhe vor. In den letzten Jahrhunderten besiedelte der Hausrotschwanz zunehmend Dörfer und Städte im Flachland, wobei er am Meer Steilküsten bevorzugt. Heute ist er in Norddeutschland ein weitverbreiteter Zug- und Brutvogel.

Sein Gefieder ist an das schwarzgraue Gestein im Gebirge angepasst. Geschmückt wird er von einem rostroten Bürzel und Schwanz, der braune Mittelfedern aufweist. Sein Winterkleid ist grauschwarz mit weißen Flügelspiegeln. Im dunklen Sommerkleid ähnelt der Hausrotschwanz vorne der doppelt so großen Amsel. Er lässt sich leicht vom ebenfalls 14 cm großen Gartenrotschwanz unterscheiden, der mit rotbrauner Brust und weißer Stirn viel farbiger ist. Dagegen lassen sich die graubraunen Weibchen beider Rotschwanzarten nur schwer auseinanderhalten. Das Gartenrotschwanz-Weibchen ist an seiner helleren und leicht rotbraun getönten Bauchseite zu erkennen.

Männchen                                           Weibchen

Hausrotschwanz MännchenHausrotschwanz Weibchen

Foto: nabu.de                                     Foto: wikipedia.org

Mit die ersten heimkehrenden Zugvögeln aus dem Mittelmeer-raum oder von den klimatisch milderen Atlantikküsten sind Hausrotschwanz-Männchen. Sie treffen Tage oder Wochen vor den Weibchen im Brutgebiet ein und grenzen ihre Reviere ab. Schon vor Sonnenaufgang zeigen sie sich auf Dachgiebeln oder anderen hohen Warten und tragen dort ihren Gesang vor, bei dem sich helle Pfeiflaute und heisere Töne ab-wechseln.

Nach dem Eintreffen der Weibchen, die sich zunächst nicht auf einen Partner festlegen, beginnen abenteuerliche Verfolgungs-jagden, bei denen die anmutigen Tiere ihre Flugkünste zeigen. In Hetzpausen plustert sich das Männchen auf und bringt seine weißen Flügelspiegel zur Geltung. Sobald die Partner-wahl erfolgt ist, beginnt die vom Weibchen bestimmte Nist-platzwahl und Bautätigkeit. In das mit Federn und Haaren ausgepolsterte Nest aus Halmen, Zweigen und Wurzeln legt das Weibchen 5 – manchmal auch 4 oder 6 – weiße Eier, die es in 14 Tagen ausbrütet.

Die Jungen bleiben zwischen 12 bis 19 Tagen im Nest. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen von den Eltern noch 2 -3 Wochen betreut. Danach folgen noch 1-2 Bruten.

Der Hausrotschwanz ernährt sich von Insekten, Raupen, Tau-sendfüßlern, Spinnen. Schnecken und andere großen Beute-tiere werden zerstückelt, ehe sie im Schnabel verschwinden. Vom Ansitz aus jagt er fliegende Insekten oder liest Fliegen von der Hauswand ab. Häufig hüpft er auf seinen langen Beinen im Laub herum und wühlt darin, um Kleintiere aufzu-stöbern. Mit Vorliebe nimmt er im Herbst auch Beeren, Früchte und Samen auf.

Der Hausrotschwanz kann nie stillhalten. Ständig knickst er und hält den Schwanz zitternd in Bewegung. Trotz so viel Aktivität kann er 10 Jahre alt werden.

Als einer der letzten wegziehenden Zugvögel verlässt er seinen Brutort erst im Oktober/November und zieht allein in sein Überwinterungsgebiet. Doch bereits im März kommt der ortstreue Hausrotschwanz wieder zurück.

 

Franz Dreidax, 19.07.2019


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