Wo Turteltauben (Streptopelia turtur) gerne nisten

Der Frühling verzaubert die leicht hügelige Wiesenlandschaft. An den sanften Hängen wächst das Gras mit frischem Grün. Leberblümchen und Gundermann blühen blau. Bunte Lungenblumen und erste Löwenzahnblüten - wie auch der gaukelnde Zitronenfalter - fügen ihre Farben hinzu. Schneeweiß blühen unten Wildkirschen und Schwarzdorn. Weiße Taubnesseln und goldene Schlüsselblumen säumen den Bachlauf.


Licht und hell muss es sein, soll es den Turteltauben gefallen; Feld, Wiese, Büsche, Feldgehölze und fließendes Wasser brauchen sie, die nur 28cm großen Wildtauben.

Beim ersten Kuckucksruf ist auch ein weiches Gurren aus der Krone der Wildkirsche zu hören, das unten in den Kopfweiden beantwortet wird und ein Echo aus der Moorbirke erhält. Eine der Turteltauben lässt sich auf einem sonnenbeschienenen Fichtenast nieder. Die roten Augen blicken hin und her und die roten Füße schimmern wie Korallen. Der Schnabel ordnet das rosarote Brustgefieder, dann die grauen Federn des Rückens. Sie spreizt die Flügel, fächert den Schwanz mit den weißen Kanten und sitzt dann glatt und sauber da. Zur Ruhe kommt sie aber nicht. Ein Täuber kreist über ihr, fliegt steil in die Höhe und klatscht mit den Flügeln, kommt herunter und setzt sich auf ihren Ast, verbeugt sich mehrmals und gurrt, das wie Schnurren klingt. Dabei plustert er die Brustfedern und richtet den Schnabel nach unten.



Die Paarbindung wird durch den gemeinsamen Flug zum Bach gefestigt, wo sie das Wasser saugend aufnehmen. Sicher vor dem Waldkauz, verbergen sie sich nachts im dichten Fichtengeäst. Das Taubenpaar baut niedrig im Baum ein flaches, durchsichtiges Nest aus feinen Zweigen. Zwischen Mai und Juni liegen 2 weiße Eier darin, die von beiden Eltern in 14 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen stecken ihre Schnäbel in den Schlund der Eltern und erhalten in den ersten Tagen Kropfmilch und später im Kropf aufgeweichtes Futter. So wachsen die kleinen, girrenden Küken zu hübschen Täubchen heran, die im Nest eng nebeneinander hocken und auf Futter warten. Nach 4 Wochen können sie selber trippelnd und kopfnickend nach Getreidekörnern, Samen von Wildgräsern, Nadelhölzern, Birken , Erlen und den verschiedenen Erdraucharten suchen, wobei sie auch kleine Schnecken, Würmer und Insekten aufnehmen.


Turteltauben sind Zugvögel und treffen in der Zeit der ersten Samenreife Ende April im Brutgebiet ein - und ziehen zumeist schon Ende August in ihre afrikanischen Überwinterungsgebiete zurück. Die Turteltaube ist ein Sinnbild für Glück und Liebe, denn man sagt: "Sie turteln wie die Tauben".

Die kleinste unserer Wildtauben ist sehr selten geworden. Durch die industrielle Landwirtschaft gingen viele Lebensräume verloren, in denen Turteltauben gerne brüten würden. Außerdem werden die zierlichen, schön gezeichneten Vögel auf ihren Flügen von und nach Afrika im Mittelmeerraum noch immer - erlaubt oder unerlaubt - bejagt. Um darauf aufmerksam zu machen, hat der NABU die Turteltaube zum Vogel des Jahres 2020 gewählt.


FD 13.04.2020

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