Silbermöwe

Die Silbermöwe im Segelflug

Fast ohne Flügelschlag hoch in den Wolken oder dicht über der Gischt der Wellenkämme segelt die Silbermöwe dahin. Der Wind scheint ihr das vom Schiff aus geworfene Stück Brot wie von selbst zuzutragen, das sie mit einer unmerklichen Flugwendung ruhig und sicher fängt. Ihr wehmütiger Ruf „kjau – kjau“ gehört zu den vertrauten Lauten an der Nordsee. Bedächtig schreitet sie den Strand entlang und ruht würdevoll auf Schiffsmasten, Dachgiebeln, Pfosten oder Steinen. Die Silbermöwe ist die bekannteste und am häufigsten vorkommende Groß-Möwenart auf der nördlichen Erdhalbkugel. Sie brütet auf Felsvorsprüngen, Dächern und in großen Kolonien, wie etwa auf der Vogelinsel Mellum, im Dünensand. Zumeist liegen drei farbig gut getarnte Eier in dem mit Pflanzenteilen ausgelegten Nest. Nach neunundzwanzig Tagen schlüpfen die Küken aus, und schon bald krabbeln die Jungen im gefleckten Dunenkleid aus dem Nest, bleiben jedoch als "Platzhocker" in der Nähe, wo sie dann von beiden Eltern gefüttert werden.

Silbermöwe

Die Nahrung besteht aus Krebsen, Meereswürmern, Fischen, erbeuteten Eiern und Jungvögeln sowie Abfall von Mülldeponien. Ende Juni, im Alter von vierzig Tagen, werden die Jungen flügge.

Junge Silbermöwen haben bis zum vierten Lebensjahr sehr viel Braun im Gefieder. Das erste Jugendkleid ist am dunkelsten, während später mit jeder Mauser mehr helle Federn erscheinen. Die etwa 60 cm große Silbermöwe hat eine Flügelspannweite von circa 140 cm und wiegt etwa 1,2 Kilogramm. Ihr „Mantel“ (Rücken und Flügeldecke) ist hell aschgrau.

Die meisten Silbermöwen sind Jahresvögel und bleiben hier; einige jedoch ziehen im Herbst den Küsten entlang nach Süden.

Vogel

Silbermöwe im Blasentang am Wilhelmshavener Südstrand

Bei der Nahrungssuche gründeln Silbermöwen ähnlich wie Enten: "Köpfchen unter Wasser - Schwänzchen in die Höh'".

Illustration

Mit der Kamera "erwischt" von Birgit Bönecke

Hoppla...

Vogel

... manchmal ist der Brocken denn doch zu groß!

Vogel

                                      Aus: J. Lamprecht / Verhalten

Das Betteln der jungen Silbermöwen nach Nahrung ist von Verhaltensforschern (Ethnologen) gründlich untersucht worden. Dabei wurde festgestellt, dass der "rote Punkt" an der Schnabelspitze der Altvögel die Küken zum Anpicken reizt.

Das Picken an die Schnabelspitze nach Futter ist den Jungvögeln angeboren, deshalb picken sie auch bei einer Schnabelnachbildung aus Pappe (Attrappe) gegen die Schnabelspitze.

Die Verhaltensforscher nennen den ‚roten Punkt’ Schlüsselreiz. Das Anpicken des "roten Punktes" löst bei den Altvögeln das Herauswürgen der vorverdauten Nahrung aus, die dann vom Küken aufgepickt wird.

Franz Dreidax

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