Gibt es halbe Gänse?
 
Tatsächlich werden einige Gänsearten so bezeichnet: Die bei uns bekannten Brand-, Nil-und Rostgänse zählen zu den Halbgänsen. Diese Vögel stehen im Aussehen und Verhalten zwischen Gänsen und Enten.
 
Brandgans1
 
Die etwa 65 Zentimeter große Brandgans hat eine gänseartige Gestalt und ähnelt doch einer Ente. Durch ihre bunten Farben ist sie unverwechselbar: Von ihrem weißen Gefieder heben sich der flaschengrüne Kopf, das zimtbraune Brustband und die beiden schwarzen Schulterflecken deutlich ab. In der Brutzeit trägt nur der Erpel einen Höcker auf dem roten Schnabel. Als Höhlenbrüter nehmen Brandgänse gerne verlassene Kaninchen- oder Fuchsbauten an. Wenn keine Höhlen zu finden sind, brüten sie auch in dichtem Gebüsch und sogar in Scheunen. Bei Raumnot legen sich mehrere Weibchen gemeinsam in eine Höhle. Diese Gelege können auf bis zu fünfzig Eiern anwachsen. Dabei ist ungewiss, ob diese Eier alle ausgebrütet werden.
 
Brandgänse im "Gänsemarsch"
 
Gemeinschaftssinn zeigen Brandgänse auch bei der Mauser. Dann richten sie große Kindergärten ein. Da Brandgänse ab August durch die Mauser flugunfähig werden, verlassen die Eltern für etwa vierzehn Tage ihre Kinderschar, um - vor Raubwild geschützt-, an sicheren Plätzen das Gefieder zu wechseln. Auf dem Großen Knechtsand in der Elbmündung sind in dieser Zeit bis zu 100000 Brandgänse anzutreffen. Die zurückgebliebenen Jungvögel werden von Pflegeeltern betreut, die keine eigenen Küken haben und mit ihrer eigenen Mauser erstaunlicherweise deshalb erst im Oktober beginnen.
 
Brandgänse am Jadebusen
 

PS: Das Phänomen der großen Mischgelege mit bis zu fünfzig Eiern habe ich auch mit Prof. Becker von der Vogelwarte Helgoland erörtert.

Franz Dreidax

 

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