Regenwolken oder Vogelschwärme?

 

Foto fliegender Knutts

Dangast. Zu den herbstlichen Wolkenbildern an der Nordseeküste gehören jetzt auch die dichten Schwärme der amselgroßen nordischen Strandläufer – vor allem der Knutts, die in schnell wechselnden Formationen wie Kugeln oder Zigarren über das Wattenmeer ziehen.

Bei ihren spannenden Flugspielen führen die Vögel wie auf Kommando so genaue Flugschwenkungen vor, dass der Schwarm einmal weiß erscheint, dann wieder dunkler, sobald sie gewendet haben und alle Vögel ihre graue Oberseite zeigen.

Plötzlich fällt der Schwarm ins Watt ein. Sofort huschen die Vögel, die sich farblich kaum von den grauen Flächen abheben, über die Schlickbänke und stochern emsig nach Futter.

Obwohl sie nach ‚König Knut dem Großen von Dänemark’ benannt wurden, der der Sage nach die Flut zurückdrängen wollte, müssen die Knutts der Flut weichen und auf einem Rastplatz dicht gedrängt auf die nächste Ebbe warten. Dann können sie sich wieder bis tief in die Nacht der Nahrungssuche widmen.

Knutts verschlucken ihre Beute wie Wattschnecken und Muscheln im Ganzen und zerbrechen die Schalen im Muskelmagen.

Erst wenn die Vögel eine Gewichtszunahme von etwa fünfzig Prozent erreicht haben, fliegen sie in ihre Überwinterungsgebiete nach Südwestafrika weiter. Knutt-Schwärme können bis 5000 Kilometer ohne Unterbrechung ziehen.

Wie im Herbst machen die Vögel im Mai auf ihrem Heimflug in die arktischen Gebiete Zwischenstation im Wattenmeer, um sich vor der Brutzeit wieder am reich gedeckten Tisch zu stärken.

In der nordsibirischen Tundra legt das Weibchen in eine ausgepolsterte Bodenmulde drei bis vier Eier. Die Küken sind Nestflüchter und ernähren sich vom ersten Tag an selber. Sobald die Jungen flügge sind, beginnen die Altvögel mit dem Rückzug in ihre Überwinterungsgebiete. Die Jungtiere folgen den Eltern einige Tage oder Wochen später.

Mit einer Länge von 25 Zentimetern sind Knutts die größten Strandläufer. Sie haben einen gut kopflangen, fast geraden Schnabel und grünliche Beine.

Ihr Winterkleid ist unterseits weiß und oberseits hellgrau gefärbt, während die Brust eine leichte Musterung zeigt.Im sommerlichen Brutkleid erscheinen beide Geschlechter oben schwarz und rotbraun gefleckt und der Kopf sowie die Unterseite haben dann eine rostrote Farbe angenommen.

Tipp: Wie von einem Hochsitz können Knutts zurzeit in Dangast vom "Alten Kurhaus" aus im Watt sehr gut beobachtet werden.

Franz Dreidax

Knutt im Wasser

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