Schönheit im Wattenmeer

Flussseeschwalbe

Am Südstrand oder an Bord der Helgoland begeistern weiße Flussseeschwalben zurzeit mit anmutigen Flugmanövern und ihren Rufen „krrijä“ die Beobachter. Von Mai bis Juli segeln und rütteln die grazilen Möwenvögel mit den "Schwalbenschwänzen" über dem Wasser oder folgen der Spur des Schiffes und halten nach Beute Ausschau. Plötzlich stoßen sie wie Pfeile ins Wasser und tauchen Sekunden später mit einem silbernen Fischchen im Schnabel wieder auf, das sie zumeist in schnellem Flug zu ihrer Brutkolonie auf der eisernen Insel mitten im Banter See tragen. Diese Insel war früher eine Pontonbrücke, an der Unterseeboote festmachten.

Vogel

Die Flussseeschwalbe - Wilhelmshavens Symboltierart: Zu Hause auf der "Eisernen Insel" im Banter See

In den nun offenen sechs Pontonkammern von je fünf mal elf Metern mit Kiesfüllungen brüten jetzt dicht beieinander viele Paare der "Stoßtaucher". Die 60 Zentimeter hohen Kammerwände schützen die Vögel vor Wind und Wellenschlag sowie vor unerwünschtem Rattenbesuch.

Flussseeschwalbe

Die Seeschwalben-Kolonie wird vom Institut für Vogelforschung in Rüstersiel unter Leitung von Prof. Becker betreut und auch zur wissenschaftlichen Forschung genutzt. Jungvögeln werden Mikrochips ins Bauchfett gepflanzt, womit sie über Funk vom Rechner erfasst werden können. Alle registrierten Tiere erhalten einen Vornamen und eine Adresse und werden so für die Wissenschaftler zu unverwechselbaren Einzelwesen. Diese Voraussetzungen ermöglichen präzises Forschen, wobei ein guter Überblick über das Verhalten und die körperliche Verfassung der Tiere gewonnen wird.

Vogel

International hat die Seeschwalbenforschung in Wilhelmshaven Anerkennung gefunden und dazu geführt, dass die Flussseeschwalbe zur Symboltierart (zum Wahrzeichen) von Wilhelmshaven geworden ist.

Die mit bis zu 400 Brutpaaren besetzte Vogelinsel im Banter See beherbergt die größte Brutkolonie dieser Vogelart am Jadebusen.

Vogel

Fotos: Prof. Becker

Die 36 Zentimeter große Flussseeschwalbe mit der schwarzen Kappe, dem roten Schnabel und der schwarzen Schnabelspitze legt im Mai/Juni in eine Kiesmulde zwei bis drei Eier. Nach 20 bis 23 Tagen schlüpfen die durch ihr Dunenkleid bestens getarnten Jungen aus und werden von den Eltern gefüttert. In der Regel erreicht nach 28 Tagen jedoch nur ein Küken das flugfähige Alter.

Schon im August endet die Brutperiode am Jadebusen. Dann begeben sich die Altvögel mit ihrem Nachwuchs auf eine weite Reise entlang den Küsten zu ihren Winter-quartieren in West- und Südafrika. Die jungen Flussseeschwalben werden erst im zweiten Lebensjahr zu ihrer Brutkolonie auf dem Floß im Banter See zurückkehren.

Franz Dreidax

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