Der Stieglitz -Cardualis cardualis-

ein Akrobat in buntem Trikot

FOTO: Axel Bürgener


Der prachtvoll gefärbte Stieglitz lebt hauptsächlich von pflanzlicher Kost. Doch in der Brutzeit bringt er seinen Jungen auch kleine Insekten und Blattläuse ans Nest. Sein starker, ungewöhnlich langer und spitzer Finkenschnabel eignet sich besonders für die Samenernte. Damit erreicht er selbst die Samen in Kieferzapfen. Die halbreifen und reifen Samen vieler Pflanzen wie Wegerich, Ampfer, Löwenzahl, Korn - und Sonnenblume kann er ebenfalls mit seiner feinen Schnabelspitze erfassen.


Seine bevorzugte Pflanze ist aber die Distel, weswegen er auch Distelfink genannt wird. Im Spätsommer und Herbst findet der Distelfink seine Pflanze in Salzwiesen, auf Weiden, Schutthalden oder Gleisanlagen.


Kopfüber oder seitlich am Halm der Distel hängend, pickt er die nahrhaften Samen heraus. Auch kommt er mit dem Rücken nach unten an die Samenquellen heran. An stärkeren Halmen klettert der Vogel bis zur Blüte empor und krallt sich dort in den Stacheln fest.


Auch an den Vogelhäuschen zeigen Stieglitze ihre unterhaltsamen Kunststücke. Wie Spatzen leben die bunten Vögel immer in Schwärmen und machen alles gemeinsam. Sie kommen zusammen und fliegen wie auf Kommando im Wellenflug davon. Dabei singen sie mit hell klingenden Stimmen, wobei immer wieder die namensgebenden Rufe "stiglitt stiglitt" zu hören sind.


In der Brutzeit -von Anfang Mai bis August- kommt ihre Lebendigkeit zur Ruhe. Dann sind Stieglitze sehr heimlich und kaum zu sehen.


Außen in der Baumkrone, wo die Äste so dünn sind, dass sie den Baummarder nicht mehr tragen können, baut das Weibchen ein kunstvolles Napfnest. Es besteht aus Wurzeln, Gras, Moos und Flechten und wird mit Pflanzenfasern sowie Wolle ausgepolstert.


Manchmal kommt es auch zu kleineren Koloniebruten mit befreundeten Paaren. Die 5 bis 6 hellblauen, leicht braun getupften Eier brütet das Weibchen in 12 bis 14 Tagen allein aus. Die Nestlinge werden aber von beiden gleich gefärbten und 12cm großen Eltern gefüttert. Die Brut wird nach 12 bis 13 Tagen flügge. Zumeist folgen noch 1-2 Bruten.


Im Winter streifen Stieglitze in größeren Gesellschaften zusammen mit anderen Finken umher. 


Der Sage nach hatte Gott alle Vögel bis auf den Stieglitz schon bemalt. Es waren nur noch Farbreste übrig. Damit malte der Schöpfer dem Stieglitz eine rote Gesichtsmaske, einen schwarz-weißen Kopfschmuck und gelbe Flügelspiegel aufs Gefieder. Beim Auffliegen der Vögel kann man Stieglitze an den weithin leuchtenden Flügelspiegeln erkennen.




FD 05.11.2021

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