Haussperling    Passer domesticus

Männchen

Bild: Lucas Weitzendorf - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Weibchen

Bild: J.M.Garg - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Der Spatz - unser ständiger Begleiter

 

Der Haussperling mit Namen Spatz begleitet uns wahrscheinlich schon seit der Urzeit. Der versteinerte Rest (Fossil) eines Ursperlings in einer Höhle von Bethlehem in Palästina lässt vermuten, dass dieser Vorfahre der Spatzen bereits in der Altsteinzeit in Menschennähe lebte. Der Haussperling ist heute einer der am weitesten verbreiteten und bekanntesten Vögel der Welt.

Mit der Ausbreitung des Ackerbaus vor 10 000 Jahren hat er sich vollständig in die vom Menschen gestaltete Umwelt eingelebt. Obwohl der ortstreue Haussperling in Europa sein Leben in unmittelbarer Nähe seines Geburtsorts verbringt, konnte er sich doch weltweit ausbreiten. Auswanderer nach Amerika, Australien, Neuseeland und Südafrika führten den Spatz und andere Vögel zur Erinnerung an die Heimat in ihre neuen Wohngebiete ein. Von hier aus verbreiteten sie sich über die Länder und Kontinente.

Deutlich wurde die enge Bindung des Haussperlings an den Menschen auch, als die Einwohner von Helgoland die Insel wegen der Bombardierung verlassen mussten – wonach auch die Spatzen verschwanden. Sie kehrten erst nach der Neubesiedlung der Insel 1952 zurück.

Der die Nähe des Menschen suchende Haussperling ist meist der erste Vogel, den das Menschenkind wahrnimmt und sein Interesse an der Vogelwelt weckt.

Dass sich Mensch und Vogel in der Umwelt ähnlich mit Sehen und Hören orientieren, ist eine Gemeinsamkeit, die zur großen Anteilnahme am Vogelleben führt. Bei Säugetieren dagegen spielt der Geruchssinn eine größere Rolle.

Durch die früher ausgeprägtere Vogelhaltung wurden erstaunliche Fähigkeiten der Arten bekannt. Im 18. Jahrhundert war es beliebt, aufgezogenen Vögeln Lieder beizubringen. In Gesellschaft von Kanarienvögeln erlernten Haussperlinge, perfekt deren Gesänge nachzuahmen.

Wie auch andere Biologen setzte sich Konrad Lorenz dafür ein, nicht nur das natürliche Artverhalten der Tiere zu erforschen, sondern auch über die besonderen Leistungen und Fähigkeiten einzelner Vögel zu berichten, wie er es mit dem Gänsekind „Martina“ tat.

Über den Spatz „Clarenze“ der Engländerin Clare Kipps sagte Konrad Lorenz, dass man über ihn nicht überschwänglich genug schreiben kann. Clare Kipps schilderte in ihrem Buch über „Clarenze“, mit dem sie 6 Jahre zusammenlebte, wie der kleine Vogel während der Luftangriffe auf London die Anwesenden im Luftschutzbunker immer wieder mit putzigen Einfällen aufheiterte und zum Lachen brachte.

Auch der handaufgezogene Spatz „Benjamin“ wurde als Mittelpunkt und Liebling einer Familie bekannt, die ihn gesellig, friedfertig und zärtlich erlebte – aber auch streitlustig und eifersüchtig.

Die früher so zahlreichen Spatzen sind heute bedroht und stehen seit 2010 auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In den Großstädten London, Paris, Hamburg und München wurde in den letzten Jahren ein sehr starker Bestandsrückgang festgestellt. Dass in Berlin der Rückgang der Haussperlinge langsamer verläuft, wird auf die dort noch vorhandenen großen Grünflächen und zahlreichen älteren Bauwerke zurückgeführt.

Vermutete Gründe für die Abnahme der Vögel sind sanierte Gebäude, die kaum noch Nischen und Hohlräume haben, welche als Brutplätze verwendet werden können, moderne Erntemaschinen, die kaum noch Nahrung auf den Feldern zurücklassen, die Aufgabe der offenen Nutztierhaltung, die Abnahme von Insekten, der Verlust von Grünflächen sowie die zunehmende Versiegelung natürlicher Flächen.

Haussperrling beim Sandbaden

Bild: Abubiju - Eigenes Werk, Gemeinfrei

 

Vor allem brauchen Spatzen Hecken, in denen sie sich in naher Gemeinschaft laut „tschilpend“ aufhalten können, denn sie benötigen das ganze Jahr über Kontakte mit Artgenossen aus ihrer Umgebung.

Aus Hecken heraus jagen Spatzen auch Insekten, indem sie sehr schnell und geradlinig auf ihre Beute zufliegen und diese im Flug erfassen.

In Straßen und Gartenlokalen sind Spatzen manchmal auch am Angebot interessiert. Wenn sie auf dem Tisch herumhüpfen, um Kuchenkrümeln näher zu kommen, kann aus der Nähe das Männchen mit dem schwarzen Kehllatz und grauem Scheitel gut vom Weibchen mit braunem Kopf unterschieden werden. Meist wagen sich die Weibchen und flüggen Jungen als Erste auf den Tisch – und sogar bis auf die Hand. Ein lustiges Schauspiel ist auch das Staubbaden der Spatzen auf dem Sandweg.

Bis zu viermal im Jahr legt das Weibchen 3-5 Eier. Als Nahrung dienen meist Samen, Getreidekörner und Knospen, doch die Jungen werden überwiegend mit Insekten gefüttert.

Durch das nahe Zusammenleben mit Spatzen entstanden Geschichten, Legenden, Kosenamen und Sprichwörter wie z.B.: „Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“. Es soll ausdrücken, dass man mit dem, was man hat, zufrieden sein soll. „ Die Spatzen pfeifen es von den Dächern“. Dies bedeutet, dass es kein Geheimnis mehr ist und alle Bescheid wissen.

Der Münchener Schauspieler Helmut Fischer sprach seine Frau in der Kultserie „ Monaco Franze“ oft so an : „ Weißt, Spatzl……“

 

FD 15.01.2019

 

 

 

 

Nach oben