„Pick-werwick“ schlägt die Wachtel (Coturnix coturnix)

In Kornfeldern hinter den Deichen bei Dangast ist der seit Jahren verstummte Wachtelschlag wieder zu hören. Wenn der Wachtelhahn ruft - heißt es - er schlägt. Früher gehörte der Ruf in busch- und baumlosen Gebieten mit Feldern und Wiesen zum allgemeinen Vogelkonzert.

Die kaum amselgroßen Wildhühner sind Zugvögel, die über das Mittelmeer fliegen können und in Afrika überwintern. Leider werden viele von ihnen dort nach dem anstrengenden Flug mit Netzen gefangen und in Gaststätten als Delikatessen angeboten. Selbst Wachteleier gelten mancherorts als Leckerbissen.

Zwei Wachteln nahe beieinander

Zwei Wachteln - nahe beieinander (Foto: Franz Dreidax)

Auch unsere intensiv genutzten Felder und Weiden bieten den putzigen Wildhühnern kaum natürlichen Lebensraum. Umso erfreulicher ist es, dass wir nun den Wachtelschlag morgens und am sichersten abends wieder hören können.

Die Beobachter können bisher nicht sagen, ob es sich um eine Invasion (Zuzug) aus Gebieten mit ungünstigen Wetterbedingungen wie Hitze oder Nässe handelt - oder, ob die Wachteln hier wieder heimisch werden. Also immer im Oktober die gefahrvolle Reise in den Süden antreten und im April-Mai zurückkehren.

Die Hähne beziehen dann Reviere in unkrautreichen Äckern, ungedüngten Wiesen, im Brachland oder Klee. Manche Hähne nehmen Beziehungen zu mehrere Hennen auf, andere dagegen leben in treuer Ehe mit ihrem Weibchen. Später legt die Henne sieben bis vierzehn schwarzbraun gefleckte Eier in eine geschützte Erdmulde. Ohne die Hilfe des Hahnes brütet sie etwa 17 Tage; dann schlüpfen die flauschigen, fingerhutgroßen Küken aus. Als Nestflüchter folgen sie sofort der Mutter, um sich von Samen, Insekten und Blattspitzen zu ernähren. Wie alle Hühnervögel scharren sie schon eifrig nach kleinen Würmern. Nach zwei Wochen können sie fliegen und nach drei Monaten sind sie schon geschlechtsreif.

Die kleinsten Hühnervögel Europas erscheinen rundlich, die Gefiederfärbung ist rostbraun bis fahlgelblich, wobei die Musterung aus hellen und dunklen Strichen und Streifen besteht. Während der Hahn eine rotbraune bis schwarze Kehle hat, ist diese bei der Henne rahmfarben. Den typischen Überaugenstreif tragen beide Geschlechter.

Nur ganz selten können die runden Federbällchen bei ihrem schnurrenden Flug mit den ruckartig-schnellen Flügelschlägen und den dreieckig erscheinenden Flügeln beobachtet werden. Viel sicherer wandern sie geschmeidig zwischen den Halmen der Getreidefelder, lassen dabei ihren kurzen Schwanz hängen und nicken bei jedem Schritt. Mit Vorliebe nehmen sie Sandbäder (sie „hudern“) und bekämpfen damit auch ihre Parasiten.

Wie der Lerchengesang gehört auch der Wachtelschlag zur Poesie des Feldes. So haben Franz Schubert und Ludwig van Beethoven das Gedicht von Samuel Friedrich Sauter vertont:

„Ach mir schallt‘s dorten so lieblich hervor...

Ruft mir die Wachtel ins Ohr.

Sitzend im Grünen von Halmen umhüllt,

Mahnt sie den Horcher am Saatengefield...“

 

Franz Dreidax, 26.07.2012

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